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Ratgeber

Biotin

Biotin für Haut und Haar

Biotin ist ein wasserlösliches Vitamin, welches dem B-Komplex zugerechnet und umgangssprachlich fälschlich als "Vitamin H" bezeichnet wird.

1936 wurde Biotin zum ersten Mal aus Eigelb isoliert. Als in Tierexperimenten und 1942 bei einer Gruppe von Freiwilligen ein Biotin-Mangel experimentell erzeugt wurde, führte dies jeweils zu Hautveränderungen, Depressionen und Muskelschmerzen. Gab man den Freiwilligen 150 µg Biotin, so verschwanden die Symptome wieder. Bis 1970 glaubte man, dass ein Biotin-Mangel nicht vorkommen kann, da auch Darmbakterien Biotin erzeugen.

Biochemische Funktionen

Als Bestandteil vieler körpereigener Enzyme kommt Biotin eine bedeutende Rolle im Stoffwechselgeschehen zu. Diese Enzyme spielen einerseits beim Abbau bestimmter Aminosäuren eine Rolle und tragen andererseits wesentlich zur Bildung langkettiger Fettsäuren bei. Durch deren weitere Funktion als Cofaktor spielt Biotin eine wichtige Rolle bei der Neubildung von Kohlenhydraten aus Nichtzuckerstoffen wie Fett und Eiweiß. Es ist somit auch an der sogenannten Gluconeogenese beteiligt. Der Organismus hält dadurch die normalen Glucosewerte aufrecht. Schließlich konnte man eine indirekte Beteiligung beim Aufbau bestimmter Proteine (z.B. Serumalbumin) aus Aminosäuren nachweisen.

Biotin ist beteiligt an Wachstum und Erhaltung von Nervengewebe und verbessert die Keratin-Bildung. Keratin ist der Grundbaustein von Haaren und Nägeln und wird von hornbildenden Zellen, so genannten Keratinozyten, in Haarwurzel und Nagelmatrix gebildet. Ein Mehr an Biotin kann zu einem Mehr an Kittsubstanz führen. Diese Kittsubstanz wiederum hält die Hornzellen mit dem sichtbaren Effekt glatter Haut sowie schöner Haare und Nägel zusammen. Bei Biotinmangel können leichte Hautentzündungen mit Rötung und Schuppung der Haut sowie gestörte Talgproduktion vorkommen. Bei völligem Fehlen entsteht die Leiner-Krankheit, eine schwere Form der seborrhoischen Dermatitis.

Natürliches Vorkommen und Bedarf

In Lebensmitteln ist Biotin an Eiweiße (z.B. in Innereien, Vollkorngetreide, Erdnüssen) gebunden und wird von diesen Eiweißen mit Hilfe eines körpereigenen Enzyms (Biotinase) im Darm abgespalten. Erst dann ist Biotin auch für den Körper verwertbar. Biotin, welches im Darm von der körpereigenen Darmflora hergestellt wird, ist teilweise für den Körper verwertbar. Die durchschnittliche Aufnahme in Mitteleuropa beträgt ca. 15 µg-100 µg pro Tag. Der tatsächliche Bedarf ist nicht bekannt, wird jedoch von verschiedenen Faktoren beeinflusst.

Erhöhter Biotinbedarf besteht bei:
  • unausgewogener Ernährung und Diäten
  • Stress
  • hohem Alkohol- oder Nikotinkonsum
  • anhaltendem Durchfall
  • Einnahme von Antibiotika
  • Schwangeren, Stillenden
  • älteren Menschen
  • Leistungssportlern

Schwere Biotin-Mangelerscheinungen findet man bei:

  • Exzessiver Zufuhr von rohem Eiereiweiß (Biotin-Antagonist)
  • Ungenügender Zufuhr bei langdauernder parenteraler Enährung
  • Genetischen Störungen im Biotin-Stoffwechsel

Anwendung

Prophylaxe Zur prophylaktischen und Substitutionsbehandlung genügen Dosierungen um 100-300 µg/ Tag. So empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung die Aufnahme von bis zu 100 Mikrogramm Biotin täglich. Sicherheitshalber sollte Biotin wie die übrigen Vitamine substituiert werden.

Stoffwechselstörungen

Bei den sehr seltenen genetischen Störungen des Biotin-Stoffwechsels sowie der seborrhoischen Dermatitis bei Kleinkindern wird Biotin in Dosierungen von 1-40 mg/Tag verabreicht.

Psychische Störungen/Epilepsie

Ein Biotin-Mangel ruft psychische Störungen wie Depressionen und panikartige Zustände hervor. Bei psychischen Störungen sollte daher auch Biotin (zusammen mit Vitamin C, B1, B3=Niacin, B6, B12 und Folsäure) gegeben werden. Zu bedenken ist, dass unter Gabe von Antiepileptika die Biotinspiegel absinken.

Haarausfall, brüchige Fingernägel

Die Gabe von Biotin kann Haarausfall vermindern sowie brüchige Fingernägel vermeiden helfen.